Huhn und Hahn retten die WeltTheater „7Schuh“ nutzt das Nähkästchen
Nähkästchen scheinen ziemlich aus der Mode gekommen zu sein. Jedenfalls konnte sich keiner der Zuschauer im Kulturspeicher Dörenthe an solch ein nützliches Utensil in seinem Haushalt erinnern. Dafür lauschten alle gespannt den Geschichten, die Anne Swoboda am Samstag aus den einzelnen Fächern hervorzauberte. „Aus dem Nähkästchen geplaudert…“ hieß das Programm des 7Schuh-Theaters aus Görlitz, das sich an Kinder wie Erwachsene gleichermaßen wandte. Anne Swoboda verfügt über mehrjährige Theaterpraxis im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters. Ihr gelang es wunderbar, mit kleinen Handpuppen oder Tieren aus weißer Künstlerknete der Fantasie Flügel zu verleihen. Direkt vor den Augen der Zuschauer formte die Puppenspielerin mit geschickten Handgriffen die Figuren, mit denen ein Märchen aus Norwegen lebendig wurde. Das Huhn Puhn will unbedingt die Welt retten und macht sich mit Hahn Pahn, Ente Pente und Gans Pans auf den Weg. Unterwegs begegnen sie dem Fuchs Puchs, der ihnen ein warmes Quartier in seiner Höhle verspricht. Für zwei Reisende nimmt der Ausflug ein böses Ende, doch Huhn und Hahn kommen mit heiler Haut davon. So können sie sich auf den Weg zum Berg Dovrefjell machen, um die Welt zu retten. Was auch immer die Puppenspielerin aus ihrem Nähkästchen hervorholte, es diente dazu, den Geschichten Leben einzuhauchen und märchenhafte Stimmungen zu erzeugen. Eine Häkelnadel verwandelte sich in dem Märchen vom Fischer und seiner Frau in eine Angel. Daran zog der arme Mann den in einem Fisch verwandelten Prinz aus dem Wasser. Warum das Meerwasser salzig ist, war aus der Sage von der Zaubermühle zu erfahren. Aus Papier faltete Anne Swoboda eine Papierfigur, die auch als Himmel-und-Hölle-Spiel bekannt ist. Damit illustrierte sie den Fortgang des spannenden Gescehens. Nach der Vorstellung bewunderten die Besucher die Mini-Handpuppen, die in einer Blechbüchse Platz fanden und tatsächlich alle in das Nähkästchen passten.
Vom Hund Wuff und einem lieben Poltergeist Eigentlich sollte Tante Schrecklichs Wachhund aufpassen, dass ein entlaufenes Gespenst sich nicht in ihrer Wohnung verirrt. Wuff war auch sehr aufmerksam, doch die Kinder im Publikum hatten Polly zuerst entdeckt. Mit liebevoll gestalteten Marionetten unterhielten am Sonntagnachmittag Dagmar und Harald Voß die kleinen und großen Zuschauer im Kulturspeicher Dörenthe mit Gesang und einem spannenden Puppenspiel. Die Kinder durften mitspielen und -singen und freuten sich über viele lustige Erlebnisse mit Tante Schrecklich, Wuff, Gärtner Knolle und dem lieben Poltergeist Polly. Der spielte allerdings am liebsten „Leute erschrecken“, weil das die Lieblingsbeschäftigung von Gespenstern ist. Zum Schluss durften sich die Kinder hinter der Bühne die Puppen aus der Nähe anschauen.
Vergnügliches für die Großen Erwachsenenstück „Krise mit Luise“ beschließt Theatertage Dass Hugo seiner Luise die Zähne versteckt hat, ist schon ein starkes Stück. Glaubte er wirklich, dass sie deshalb auf ihren Kegelabend verzichtet? Nix da – das fiel dem resoluten Drachen in Hugos Haushalt gar nicht ein. Der Arme hatte in puncto Frauen schon so einiges durchgemacht und mit Luise hatte er auch nicht gerade das große Los gezogen. So richtig wohlfühlte er sich lediglich in der Bahnhofschenke, denn dort hat er mit „de Weibers“ nichts zu tun. Das einzige Problem an diesem gastlichen Ort besang er mit rhythmischem Schwenken der Bierflasche: „An der Theke haben alle keine Knete“. Sein Freund Willi ist immer mit von der Partie und auch der kann nicht genug klagen über die wundersame Welt der Frauen. Seine Frieda bringt ihm zwar morgens den Kaffee ans Bett, doch was sie sonst so umtreibt, bleibt ihm verborgen. Dagmar und Harald Voß spielten das Stück „Krise mit Luise“ mit meisterlicher Führung ihrer Marionetten, Gesang, Wortwitz und provokanten Dialogen. Durch die Bewegungen und den veränderten Lichteinfall schienen die Figuren zu leben und immer wieder ihren Gesichtsausdruck zu verändern. Das kurzweilige Vergnügen honorierten die etwa 70 Zuschauer am Sonntagabend mit viel Applaus.
Texte und Bilder: Brigitte Striehn, veröffentlicht IVZ 12.6.2012